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Unsere Geschichte

Die Gründung der Brauerei Reichenbrand geht zurück auf das Jahr 1874, nachdem im Jahr 1873 ein bereits bestehendes Gebäude mit einer ersten Schankwirtschaft auf dem Gelände der heutigen Brauerei durch einen Großbrand vernichtet wurde. Somit entstand 1874 der Neubau der heutigen Brauerei. Der Ursprung der Brauerei-Gründung lag wohl in der Unzufriedenheit der Reichenbrander und Siegmarer Gastwirte über das Preisdiktat und die mindere Qualität der damals marktdominierenden Chemnitzer Schlossbrauerei. „Deshalb schlossen sich obige Gastwirte zu einer Art Genossenschaft zusammen, um eine autarke Selbstversorgung mit Bier zu schaffen.“

Wie jedoch der erste Besitzer der Brauerei Carl Friedrich Hofmann die Bühne betrat und wie seine Verbindung zur Genossenschaft zustande kam, ist unbekannt. Auf jeden Fall hatte er wohl geschäftlich nicht das beste „Händchen“ und die Brauerei schrieb rote Zahlen. Zur Verbesserung seiner finanziellen Situation beantragte Hofmann die Genehmigung für eine Schankwirtschaft. Das war die Geburtsstunde der ersten Brauerei-Gaststätte im Gebäude der Brauerei, der „Kutscherstube“.

„Nach zweijähriger Bauzeit hatte der Besitzer 1876 trotz seiner geringen Kapazität von Anfang an mit Absatz- und Liquiditätsproblemen zu kämpfen. Um seine prekäre Lage zu verbessern, stellte Hofmann bei der Königlichen Amtshauptmannschaft in Chemnitz den Antrag, ihm die Konzession für einen hauseigenen Bierausschank zu erteilen. In seiner Begründung verglich er sich u. a. mit weniger verkehrsgünstig gelegenen Brauereien wie z. B. Niederrabenstein, denen dies schon bewilligt worden sei. Daraufhin wurde ihm ab 1889 an Sonn- und Feiertagen die Öffnung eines Schankzimmers erlaubt, welches den Namen ‚Kutscherstube‘ erhielt. Aber auch dieser Strohhalm half nicht, die Existenz des Betreibers zu sichern.“

Und so kam Oswald Bergt ins Spiel, der finanziell in die „Bresche“ sprang und damit den Grundstein für die bis heute, bereits über 5 Generationen andauernde Brauereigeschichte der Bergt´s legte.

„Für den Erhalt der Zahlungsfähigkeit des Unternehmens sorgte Oswald Bergt, damals noch Besitzer der Gaststätte ‚Wartburg‘, ehemaliger Standort Zwickauer Straße 500, der schon geraume Zeit die fälligen Verpflichtungen aus eigenem Vermögen ausglich. Dies war auch der Konzeption der ‚Genossenschaft‘ geschuldet. Die ‚Gegenrechnung‘ erfolgte 1892, indem durch die vorhandene Konkursmasse wieder ein Ausgleich geschaffen wurde. Damit war Bergt Brauereibesitzer geworden, und Hofmann wurde sein Braumeister.“

Mit einem besseren Geschick sowie Spürsinn für den Markt und die Kundschaft schaffte es Oswald Bergt, die Brauerei um 1900 zu einem Ausstoß von 2000 hl zu führen.

„Zum Bier selbst sei zu bemerken, dass dieses durch ‚Feuerkochen‘ hergestellt worden sei, was damals für die gesamte Region ein Novum darstellte. Dazu kam ein eigenes Brunnenwasser, welches dem Bier einen unverwechselbaren Geschmack verlieh. Eigenen Angaben zufolge braute die Brauerei zu dieser Zeit überwiegend dunkles Bier nach der Maxime ‚Klasse statt Masse‘.“

Es folgten Jahre des Aufbaues. Durch die hohe Qualität des allseits beliebten „Bergt Bräu“ aus Reichenbrand sowie die Aufgabe kleinerer Brauereien konnten Marktanteile hinzu gewonnen werden. Die inzwischen Eigentümer gewordenen Söhne Oswald Bergts, Max und Rudolph führten die Brauerei mit viel Aufopferung durch die Kriegswirren. 1966 verstarb Max Bergt, der inzwischen Alleinbesitzer des Unternehmens geworden war. Neuer Chef und Besitzer wurde nun dessen Sohn  Joachim Bergt, der seit 1953 im väterlichen Betrieb arbeitete und unterdessen selbst Braumeister geworden war. Was dann folgte, war noch schlimmer als die Auswirkungen des Krieges.

„In dieser Zeit wurden die sattsam bekannten Schachzüge des Staates wirksam, die auf eine Verstaatlichung des gesamten Gewerbes abzielten. Durch Verkäufe von Immobilien konnte der neue Besitzer dieser Zwangsentwicklung eine gute Weile trotzen. Die erste für die Öffentlichkeit wirksame Veränderung wurde 1958 mit der Schließung der Gaststätte sichtbar, jenes traditionellen Ortes, der in den schwierigen 1920er und 1930er Jahren Begegnungs- und Kommunikationsstätte für viele arbeitslose Mitbürger war, an der sie, ihren finanziellen Möglichkeiten entsprechend, auch mal ein Glas Bier getrunken hatten. Im April 1972 wurde der ehemalige Familienbetrieb ‚Volkseigentum‘, nachdem man schon vorher unter ‚staatlicher Beteiligung‘ hatte wirtschaften müssen.“

Schließlich brachte die Wende im Jahre 1989 auch eine Wende zum Guten für die Bergt´s.

„Bereits im April 1990 gelang es Joachim Bergt, gemeinsam mit seinem Sohn Matthias, das Unternehmen erfolgreich zu reprivatisieren und schon in diesem Jahre mit den Erblasten eines maroden Wirtschaftssystems aufzuräumen. Unter hoher Opferbereitschaft und Risikofreude wurde vom Kesselhaus über die Malzaufbereitung bis hin zur Abfüllanlage alles ausgetauscht und erneuert. Welch ein Mut und welch ein Unternehmergeist kam doch in dem fast allerersten Werbeslogan zum Ausdruck: ‚Reichenbrander Bier – Vergleichen Sie schon jetzt!‘“

1994 war für die Privatbrauerei der Familie Bergt ein entwicklungsreiches Jahr. Die Inbetriebnahme der modernen Abfüllanlage im Brauerei-Neubau machte das Unternehmen wettbewerbsfähig. Die Idee, im numehr freigewordenen „alten“ Abfüllraum wieder eine Gaststube entstehen zu lassen, ließ Braumeister Joachim Bergt nicht ruhen und weckte Erinnerungen an längst vergangene Zeiten, als eben an dieser Stelle in der damaligen „Einkehr zum Bräu-Stübl“ Selbstgebrautes ausgeschenkt wurde.

Somit entstand in einer Rekordzeit von nur drei Monaten in diesen Räumlichkeiten eine urige, gemütliche Brauerei-Gaststätte, welche im Rahmen der 120-Jahr-Feier der Brauerei am 10.09.1994 feierlich eingeweiht wurde. Das fortan sehr beliebte und erfolgreiche Bräu-Stübl wurde in der anschließenden Zeit von Matthias Bergt und dessen Ehefrau Heike Bergt geleitet. Am 22. Januar 2016 verstarb Joachim Bergt und legte mit seinem letzten Willen die Geschicke der Brauerei in die Hände von Enkel Michael Bergt, der als jüngster Braumeister Sachsens (2005) die Brauerei bis heute leitet.

Seit 2009 kam zur Ausweitung des gastronomischen Angebotes in den Sommermonaten noch der Biergarten „Brauhof“ hinzu. Inzwischen ist das Bräu- Stübl nicht nur bei den Reichenbrandern beliebt. Seine kulturell-gastronomische Bedeutung ist für alle Gäste aus Chemnitz und Braugasthof-Fans aus aller Welt nicht mehr wegzudenken. Geführt wird das „Bräu-Stübl“ heute von Manuela Fankhänel (geb. Bergt) mit tatkräftiger Unterstützung ihres Vaters Matthias Bergt. Eine behutsame „Renovierung“ und Neugstaltung der Gasträume wurde durch die neue Inhaberin 2021 begonnen. Die Privatbrauerei der Familie Bergt in Reichenbrand ist die älteste und letzte noch aktive, inhabergeführte Brauerei der Stadt Chemnitz.

Mit „…“ gekennzeichnete Auszüge aus der Jubiläumsschrift des Heimatvereins Reichenbrand aus dem Jahr 2000. „Die Brauerei Reichenbrand und Ihre Geschichte – Zum Brauereijubiläum von G. Liedke“

Mit freundlicher Genehmigung des:
Heimatverein Reichenbrand e. V.
Sabine Effenberger / Petra Mättig
Zwickauer Str. 480
09117 Chemnitz
info@heimatverein-reichenbrand.de
www.heimatverein-reichenbrand.de